Gute Gründe für den verkaufsoffenen Sonntag in Leverkusen

„Heute ist Halloween und gruseliger kann es für unsere Innenstädte nicht mehr werden.“ Mit dieser drastischen Beschreibung eröffnete Michael Rheindorf das Pressegespräch am 31. Oktober 2024. Der ehrenamtlich amtierende Pressesprecher der Werbe- und Fördergemeinschaft Schlebusch e.V. (WFG) hatte mit Vertretern der anderen zwei Leverkusener Werbegemeinschaften aus Opladen und Wiesdorf sowie des Handelsverbandes und der IHK Köln-Leverkusen in das Alte Bürgermeisteramt nach Schlebusch zum Pressegespräch eingeladen. Gekommen waren ebenfalls interessierte Bürger sowie Akteure aus dem inhabergeführten Einzelhandel.

Der Anlass: Der Rat der Stadt Leverkusen hatte mit knapper Mehrheit in seiner Sitzung am 7. Oktober 2024 beschlossen, dass im Jahr 2025 keine verkaufsoffenen Sonntage in Leverkusen stattfinden sollen.

Im Verlauf des Pressegesprächs stellten die Vertreterinnen und Vertreter der verschiedenen Organisationen ihre Haltung vor und skizzierten die negativen Auswirkungen für den Standort Leverkusen, sollte es bei dem Verzicht auf verkaufsoffene Sonntage bleiben.

Jörg Lobker von der IHK Köln-Leverkusen beleuchtete kurz die rechtlichen Rahmenbedingungen. Gemäß § 6 des Ladenöffnungsgesetzes könnte es in Leverkusen 16 verkaufsoffene Sonntage geben. Traditionell sind es bisher vier verkaufsoffene Sonntage in drei Stadtteilen, also insgesamt 12. „Ein moderater Mittelweg“, wie Lobker anmerkt. Er empfiehlt, dass der Rat der Stadt Leverkusen pro verkaufsoffene Sonntage neu beschließen möge.

Philipp Müller, erster Vorsitzender der WFG sprach als nächster und schilderte die Enttäuschung über den Beschluss. Verkaufsoffene Sonntag seien rechtlich an Veranstaltungen gebunden, die Menschen in den Stadtteil ziehen. „In Schlebusch pflegen wir etablierte Formate mit langer Tradition. Dass sie deshalb veraltet sein sollen, erkennen wir nicht“, führt er mit Blick auf den beliebten Martinsmarkt mit Laternenumzug, Martinsfeuer und Weckmännern, die die WFG verschenkt, aus. Der inhabergeführte Einzelhandel, die Gastronomie sowie die Vereine profitieren von dem Zulauf aus anderen Stadtteilen und aus dem Umland. Er fragt: „Wer finanziert diese Veranstaltungen? Das sind unsere Mitglieder! Ohne verkaufsoffene Sonntage entziehen wir ihnen schlicht die Grundlage, Umsatz zu generieren.“ Eine Mitarbeiterin des Modegeschäfts Quo Vadis ergänzt, dass das Team mit Begeisterung an diesen Tagen arbeitet. Man könne sich komplett auf die Beratung konzentrieren. Die Kundinnen und Kunden seien entspannt. Es gäbe finanziellen Ausgleich oder freie Tage.

Frank Schönberger, Vorsitzender der Werbegemeinschaft City Leverkusen e.V., erläutert, dass die Ratsentscheidung nicht die Arbeit in den Fachausschüssen und den Bezirken spiegelt. Hier wisse man um den Nutzen der verkaufsoffenen Sonntage: Ansiedlungen auf den Großflächen in Wiesdorf seien notwendig und dafür brauche man attraktive Rahmenbedingungen, zu denen die verkaufsoffenen Sonntage gehören.

Für die Aktionsgemeinschaft Opladen e.V. schilderte Regina Hall-Papachristopoulos die Win-win-Situation zwischen Akteuren der Veranstaltungen und dem ortsansässigen Einzelhandel sowie der Gastronomie. Die Fußgängerzone in Opladen sei lebendig. Speziell Familien seinen froh, an diesen Tagen sowohl den Markt der Veranstaltung als auch die Geschäfte zu besuchen. Die OGO ist selbst Veranstalterin. Sie befürchtet, dass es bei einem Aus der verkaufsoffenen Sonntage in 2025 noch schwieriger wird, zukünftig Akteure für die Märkte zu gewinnen.

Schließlich hebt Markus Otto, Handelsverband NRW, den Wert des Ehrenamtes hervor. Die ehrenamtlich tätigen Arbeitsgemeinschaften kümmern sich um die Qualität der Innenstädte. Seine Warnung: „Mit den Innenstädten stirbt auch das Ehrenamt.“ Er berichtet, dass sich die Gemeinden aus dem Rheinisch-Bergischen keineswegs über den Wegfall der verkaufsoffenen Sonntage in Leverkusen gefreut hätten. Im Gegenteil: Man befürchtet den Wegfall von Lebenskultur.

Spontan meldete sich die Inhaberin eines Brautmodengeschäftes in Wiesdorf. Sie ergänzte einen weiteren Punkt: Menschen ohne Pkw wären durch den Wegfall der verkaufsoffenen Sonntage besonders betroffen. Sie könnten weder die Veranstaltungen noch das entspannte Einkaufen in weiter entfernten Regionen erreichen. Diese Menschen wollen vor Ort die Lebensqualität genießen.

So wurden verschiedene Aspekte beleuchtet. Die Arbeitsgemeinschaften lobten die Kooperation mit der Verwaltung und dem Ordnungsamt der Stadt Leverkusen. Nun hofft man auf den Bürgerantrag, der am 14.November 2024 im Bürgerausschuss beraten wird. Parallel bringen die Fraktionen von CDU und FDP bei der nächsten Sitzung des Stadtrats am 16. Dezember 2024 das Thema erneut auf die Tagesordnung.